Einleitung / Willkommen

Nun, da wir uns etwas aufgewärmt haben: Herzlich willkommen zur Winter Solstice [aktuelles Jahr]

Diese Feier besteht aus drei Abschnitten. Wir beginnen mit der Dämmerung, in der wir über unsere Rolle im Universum nachdenken. Dann folgt die Dunkelheit, in der wir schwierige und düstere Themen konfrontieren. Und schließlich kehren wir zurück ins Licht und konzentrieren uns auf die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

In jedem Teil werden wir gemeinsam singen, Texte vortragen und kleine Aktivitäten durchführen. Lasst uns gemeinsam auf die Reise gehen.

Nicht alles, was wir sagen, wird für jeden die gleiche Wirkung haben. Und nicht jeder wird darin übereinstimmen, was wahr und richtig ist. Wir sind fehlbare Menschen, und wir sind nicht perfekt. Aber wenn wir uns bemühen, dann können wir gemeinsam etwas Schönes erschaffen, dass größtenteils gut, und größtenteils wahr ist. Und dafür sind wir hier.

Also lasst uns beginnen.

Die Wintersonnenwende ist die längste Nacht des Jahres. Sie markiert den Zeitpunkt der tiefsten Dunkelheit.

Seit Urzeiten wird dieser Moment von Menschen zelebriert. Ihr Überleben wurde vom Winter bedroht. Sie versuchten, den Lauf der Gestirne, den Wandel der Jahreszeiten und damit auch ihre eigene Zukunft zu ergründen. Sie wollten wissen – wann wird die Dunkelheit enden? Wann wird das Licht zurückkehren?

Vielleicht saßen sie an einem Lagerfeuer und erzählten Geschichten, die die Regeln des Kosmos erklären sollten. Geschichten über streitende Götte, über Wintergeister, und über Opfer, die die Sonne zurückbringen. Diese Geschichten waren tröstlich, und sicher trugen sie auch zuweilen wichtige Botschaften mit sich. Doch sie waren nicht wahr.

Wir wissen mit großer Sicherheit, dass es keine Götter gibt. Wenn wir aufblicken zu den funkelnden Sternen, dann sehen wir nicht die Abbilder von Helden oder von Ahnen, die über uns wachen. Wir sehen Kugeln aus Gas, unvorstellbar weit entfernt, die gänzlich unberührt sind von unserem Schicksal.

Das Universum ist kalt und leer. Da draußen ist niemand, der uns beschützt, der uns umsorgt. Das Universum folgt keinem moralischen Prinzip, es kennt keine Güte, keine Gnade, nicht einmal Gerechtigkeit. Es folgt nur den unerbittlichen Gesetzen der Natur. 

Wir treiben auf diesem kleinen, unbedeutenden Planeten durch das All. Ein Schicksalsschlag oder ein einziger, fataler Fehler könnte uns auslöschen.

Diese und viele andere dunkle Wahrheiten zu akzeptieren ist nicht immer leicht.

Wir sind eine kleine Gruppe von Menschen, die sich hier versammelt haben, um  innezuhalten und gemeinsam der Dunkelheit ins Auge zu blicken. Die schwierigsten Wahrheiten zu konfrontieren. Aber auch, um uns zu vergegenwärtigen, wie weit wir gekommen sind.

Wir sind am Leben. Seit dem die ersten Menschen die Wintersonnenwende gefeiert haben, sind wir weit gekommen. Wir haben dem Universum ein besseres Leben abgetrotzt. Wir haben ein stabiles Haus, wir haben Licht und Wärme. Wir sind noch immer schwache, fragile Wesen, aber gemeinsam haben wir es bis hierher geschafft. Wir haben Wissenschaft, Technologie und Kunst entwickelt und sind sogar zu anderen Himmelskörpern geflogen. All das hätten wir nicht erreichen können, wenn wir die Mythen über die Sterne niemals hinterfragt hätten.

Die Wintersonnenwende ist ein Fest ohne tröstliche Märchen. Sie ist dunkel und bedrückend. Aber sie ist auch hoffnungsvoll. Wir zelebrieren, wozu wir Menschen fähig sind, hier in der wirklichen Welt, wenn wir uns zusammentun, um dem Kosmos eine bessere Zukunft abzuringen. Wir können nicht an Götter glauben – aber wir können an uns glauben.

Danke, dass ihr hier seit. Es ist gut, nicht alleine durch die Dunkelheit zu gehen. Ohne einen Gott oder ein großes Prinzip ist es unsere Verantwortung, aufeinander acht zu geben. Uns zu beschützen. Und gemeinsam den Weg zurück ins Licht zu finden.

There is light in the world, and it is us.

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